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Mein allererster Volkslauf

Ötlinger Dreikönigslauf
6. Januar 2001

Eigentlich wollte ich ja schon an Silvester meinen ersten Volkslauf wagen. Morgens in der Zeitung dann ein Bericht, daß sich Stefan Vuckovic schon am Vortag in einer Talkshow dem Bietigheimer Publikum gestellt habe, einige Zeilen, wie hart ein Lokalmatador trainiert - oh Schreck. Dazu kommt, daß meine Freundin nicht mit kann und FalkL., so nehme ich nach Lektüre des Forums an, laboriert mit Schienbeinproblemen und wird wohl auch nicht kommen. Angemeldet habe ich mich im voraus nicht und so lasse ich es demoralisiert bleiben.

Noch bevor in Bietigheim der Startschuß fällt, packt mich zuhause der Frust über meine Feigheit. Die Krönung ist eine mail von Falk, von mir viel zu spät abgeholt, in der er einen Treffpunkt vorschlägt und seine Handynummer durchgibt!

Also den Frust in Aktivität umgemünzt. Vielleicht der Neujahrslauf in Leinfelden? Unter der im DLV-Kalender angegebenen Telefonnummer meldet sich den ganzen Tag der Anrufbeantworter, die Homepage des Vereins hat nur eine schöne Laufschrift „Hier finden Sie die aktuellen Nachrichten des TV Leinfelden ... Hier finden Sie usw.“  Aha! Aber vielleicht ist Neujahr auch nicht gerade der beste Tag für ein Volkslaufdebut?

Dreikönigstag! Tatsächlich findet sich in akzeptabler Entfernung ein 10 km-Lauf, ein freundlicher Mensch nimmt meinen Anruf und meine Anmeldung entgegen. Und zu meiner Unterstützung kommt nicht nur meine Freundin mit sondern auch deren Mann und Kinder und mein Mann mit unseren kids. Von Falk kommen viele gute Tipps per mail.

Trotzdem beschleicht mich schon wieder ein banges Gefühl. Die letzten zwei Monate bin ich fast ausschließlich bei Puls 135 – 140 durch möglichst ebenes Gelände geschlichen, 1 - 1,5 Stunden, kein Problem. Nicht gerade die optimale 10k-Vorbereitung. Ob ich es schaffe, unter 60 Minuten zu bleiben?

Und dann die Frage der Bekleidung. Schließlich entscheide ich mich für lange Tights (war OK) und ein dünnes Fleecehemd mit Stehkragen und kurzärmliges Unterhemd (Stehkragen! Ein Königreich für einen Reißverschluß! Denke ich dann auf der Strecke).

Dreikönigstag. 7°, der Dauerregen vom Vortag hat aufgehört. Am Start findet sich unter ca. 160 Teilnehmern die ganze Bandbreite des Alters (Mädel mit 10, Mann mit 70+) und der Bekleidung. Vom Flatterhöschen mit ärmellosem Oberteil bis zu Läufern in Jacke und Mütze. Sehr viele haben Jacken oder Hemden mit Vereinsbezeichnungen an. Allerdings sind unter 160 Leuten höchstens 30 Frauen. Ist das normal?

Peng! Schon geht es los. Ich habe mich ziemlich weit hinten eingereiht und der Tross setzt sich erfreulich langsam in Gang. Die ersten 400 m geht es mäßig bergauf, dann kommt auch schon die 0,5 km Markierung. Oha, 2:45. Viiel zu schnell. Puls 156, das ist ja noch OK. Bei km 2,5 bin ich immer noch zu schnell, dafür ist mein Puls schon deutlich in den 180ern. Eine Frau neben mir sagt, sie höre bei 5 km auf und mir schießt ein „Recht hat sie“ durch den Kopf. Bei km 3 überlege ich, wie ich nur jemals auf eine solche Schnapsidee kommen konnte. Meine Nase läuft wie ein Bach. Jetzt ein Taschentuch, das wäre schön. Stattdessen fische ich ein Haargummi aus der Tasche und binde meine Haare zusammen. Kurz vor der 5 km-Markierung dann meine Truppe. Gut, dass die da sind, wer will schon vor 7 Zeugen schlappmachen.

Die Strecke geht über zwei Runden. Das hatte ich mir immer blöd vorgestellt. Jetzt finde ich es klasse, zu wissen, was einen erwartet. 5 km, ich bin ganz knapp über 30 min und jetzt muss ich für den schnellen Start (lacht da jemand?!) büßen. Ich weiß jetzt, meine Hfmax ist mindestens 190. Gehpausen an den (leichten) Steigungen sind meine Rettung. Den letzten Kilometer geht es stetig bergab, in einiger Entfernung sehe ich Herden von Leuten Richtung Dusche gehen. In selbstgestoppten 62 Minuten bin ich schließlich im Ziel. Ob ich Letzte geworden bin? Oh nein, 4 oder 5 Leute waren noch hinter mir!! Und ein bißchen Früchtetee  war auch noch da. Das allerbeste aber ist, daß mein Knie nicht ein einziges mal gezwickt oder gezwackt hat!
 
  © 2005 · Ute Pfaff · Emailemail senden