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home · 2005 · Spartathlon

Greece is the word

23. Spartathlon
30.9./1.10. 2005

Spartathlon (nicht nur) für Nicht-Läufer

Allerlei gibt es zur Strecke, wenig zum drumrum. Und, wie läuft das, wenn man jemanden begleitet oder betreut? Hier folgen ein paar Anmerkungen (nicht nur) für Nicht-Läufer.

Allgemein
Der Spartathlon ist eine richtige Laufreise. Im Startgeld von 250.- sind 6 Tage Vollpension (Mittwoch bis einschl. Montag) und der Rücktransport von Sparta inklusive. Der Lauf selbst ist am Freitag und Samstag. Supporter bezahlen pro Tag 85.- für Zimmer mit Vollpension. Mit der Starterlaubnis kommt ein Schreiben, das zurückzuschicken ist. Hier gibt der Läufer an, von wann bis wann er/sie anwesend ist und ob man in Begleitung kommt.

Die Informationspolitik des Spartathlon ist anscheinend „Hilf dir selbst“. Vieles „weiß man“ offensichtlich, auch kann das Programm kurzfristig geändert werden. Also immer schön schauen und zuhören und fragen.

Anreise ab Flughafen
Zum Dreh- und Angelpunkt, dem Hotel „London“ an der Poseidonos Av. im Küstenvorort Glyfada kommt man einfach und preiswert mit dem Bus.

Der X96, hält direkt an der Tür des Flughafens, fährt alle 15 – 30 min., kostet 2,90 (Stand 2005). Fahrscheine gibt es an einem Schalter, für den Rückweg auch beim Fahrer. Die Fahrt dauert ca. 40 min., die Zielhaltestelle „3rd Glyfadas“ liegt auf der anderen Straßenseite vom Hotel. Wer sich nicht  auskennt, teilt am besten dem Busfahrer mit, wo er raus will. Aber auch andere Mitfahrer nehmen sich nach meiner Erfahrung freundlich ahnungsloser Fremder an. An der Bushaltestelle dann die Straße am Zebrastreifen überqueren, nicht einfach, denn der Verkehr ist enorm, und dann noch ein paar Meter in westliche Richtung – angekommen.

Eine Karte der Buslinien gibt es hier .

Hotel
Das "London" in Glyfada liegt an der Hauptverkehrsstraße entlang der Küste, nur zwei Parallelstraßen entfernt von einem (kiesigen) Strand und einem der vielen Jachthafen. Zum Zentrum von Glyfada sind es ca. 1.000 m in östlicher Richtung. Die Gehwege sind in traurigem Zustand, besser man nimmt den Bus für drei Stationen. Bustickets für 45 ct. gibt's in Kiosken oder an der Hotelrezeption, nicht aber beim Fahrer.

Die Läufer waren dieses Jahr fast durchweg in 4er Zimmern untergebracht, Doppelzimmern mit zwei Zustellbetten, es war gnadenlos eng. Wer zu zweit läuft oder eine Begleitperson dabei hatte, erhielt ein Doppelzimmer, teilweise in anderen Hotels. Das Hotel Emmantina schräg gegenüber ist absolut vorzuziehen, nicht zuletzt dank Dachgarten und Pool dort oben und der Ruhe, die man beim Frühstück hat. Allerdings zeigen alle Zimmer zur Straße.

Wer im "London" eine zusätzliche Nacht vorher oder nachher buchen möchte, tut das besser selbst. Online gebucht kostet das Zimmer mit Frühstück nur 50.- statt zweimal 85.-, wenn’s über den Spartathlon läuft. Ein (teureres) Zimmer mit Meerblick hat den Vorteil, dass es nicht direkt auf die viel befahrene Straße zeigt.

Essen
Meines Erachtens ist das Hotel an der Grenze angelangt, denn ALLE essen mittags und abends im "London". Schlangen bildeten sich vor dem Buffet, das besser Essenausgabe heißen müsste. Das Essen selbst war aber durchaus gut.

Buffet

Starttag
Zum Start um 7 Uhr an der Akropolis werden Busse eingesetzt, ein Teil der Busse fährt mit dem Gepäck und Begleitpersonen weiter. Dabei wird an der Laufstrecke immer wieder gestoppt. Wer selbstständig begleitet, erreicht nach dem Start in ca. 10 min. zu Fuß die Endstation der Tram, Syntagma. Vom Herodes Atticus Theater (Start) die gepflasterte Fußgängerstraße Dionysiou Areopagitou hinunter, dann links die Amalias entlang zum Platz Syntagma. Die Tram Nr. 5 fährt in ca. 50 min. zurück zum Hotel, die Haltestelle „Plateia Vergoti“ ist nur ein kleines Stückchen westlich vom Hotel an der Straße am Strand. Es scheint eine Bedarfshaltestelle zu sein, nach „Kentro Istioploias“ also Knöpfchen drücken oder dem Fahrer bescheid sagen. Die Fahrt kostet 60 ct, Tickets gibt’s am Automaten, sie müssen entwertet werden.

So früh am Morgen könnte man es sicher auch wagen, mit dem Mietwagen den Bussen zur Akropolis zu folgen und das Auto auf dem Busparkplatz dort abzustellen.

Mietwagen
Der Anmietung über die empfohlene Mietwagenfirma ACE war problemlos. Die Autos werden zum Hotel gebracht oder die Kunden abgeholt, das Büro ist im Zentrum von Glyfada. Normalbenzin war mit 99 ct deutlich billiger als zuhause (1,30). Auch die billigste Autoklasse ist 4türig und hat Klimaanlage. Ich hatte einen winzigen Hyundai Atos mit geschätzten 10 PS. ;-)

Autofahren in und um Athen ist nicht schwieriger als in vergleichbaren Großstädten, hatte ich mir schlimmer vorgestellt. Die Beschilderung in Athen ist „zweisprachig“ in griechischen und in lateinischen Buchstaben, außerhalb kommt erst ein griechisches Schild dann ein lateinisches. Ganz außerhalb gibt es keine lateinischen Schilder mehr. ;-)

Läuferbegleitung
Der Weg aus der Stadt von Glyfada aus ist einfach. Zuerst die Poseidonos Av. nach Westen, quasi stadteinwärts. Dabei immer Richtung Piräus halten, nicht nach Athen abbiegen. Achtung, die rechte Spur zweigt einmal nach Athen ab! Nach ca. 20 min. vor dem neuen Stadion „SEF“ auf die Autobahn Richtung Lamia, rechte Spur ist Zubringer, die anderen beiden Spuren führen nach Piräus. Auf der Stadtautobahn ist der Abzweig Richtung Korinth ausgeschildert.

Wer wie ich aus Versehen doch auf die nach Athen abbiegende Schnellstraße Richtung Norden gerät: Auf die parallel verlaufende östliche Anliegerstraße ausfahren, dann rechts, rechts, rechts (viele Einbahnstraßen!) abbiegen, unter der Schnellstraße durch und rechts, rechts, rechts auf die westliche Anliegerstraße. Dann auf die Schnellstraße einwechseln und husch zurück Richtung Süden, Richtung Piräus.

Die Schnellstraße/Autobahn Richtung Korinth in Elefsina verlassen. Ausfahrt wird als „Elefsina interchange“ angekündigt, an der Ausfahrt selbst stehen dann aber nur noch andere Orte. Dies scheint ein generelles Prinzip zu sein. In Elefsina nach dem Zentrum aber noch vor der Bahnlinie links abbiegen.

Hinter Elefsina, auf der Küstenstraße nach Korinth, kann man der Strecke leicht folgen. Meist gibt es eh nur eine Straße, man sieht Läufer und Checkpoints, an Abzweigungen stehen Helfer. Die (empfehlenswerte) Landkarte, die ich dabei hatte, Road Editions "Peloponnese" 1:250.000 habe ich fast nur zur (zusätzlichen) Orientierung gebraucht. Allerdings, ich hasse den Gedanken, in unbekannter Gegend ohne Karte unterwegs zu sein. Die Mietwagenfirma hätte bei Bedarf auch eine Landkarte "spendiert".

An der Küstenstraße gibt es  viele Supermärkte am Straßenrand, eine Gelegenheit, noch einzukaufen.

Nach dem Kanal von Korinth führt die Strecke entlang einer Art Schnellstraße, vierspurig, und biegt dann links Richtung Examilia ab. Für Autofahrer die zweite Abbiegemöglichkeit nach dem Verkehrsgewurstel am Kanal, die erste ist eine Ampelkreuzung. Hier ist direkt der erste große Checkpoint.

Support cars müssen hier registriert werden, das entsprechende Formular füllt man schon bei der Einschreibung aus, es wurden Schilder ausgegeben, die auf die Autos zu kleben waren. Klebeband gab es da auch und wer bei der Einschreibung die Autonummer des Mietwagens noch nicht weiß (wie auch?!), kein Problem!



Schilder


Checkpoints
Sind alle mit großen Tafeln gekennzeichnet, auf denen die Nummer des c/ps steht, die Distanz ab Athen und die restliche Distanz nach Sparta sowie die Entfernung zum nächsten c/p. Die Nummer ist auch im vorbeifahren gut zu lesen und sehr gut zur Orientierung geeignet.

Schild

Nicht an jedem Checkpoint dürfen die Läufer unterstützt werden! Unbedingt die Nummern der erlaubten aufschreiben und beachten. Die entsprechende Information kommt mit der Starterlaubnis. Es wurde auch großen Wert darauf gelegt, dass man nicht mit den Läufern vom c/p los fährt sondern 15 min. wartet.

Parken an den c/ps war überall unproblematisch. Im antiken Nemea geht es eng zu, hier ist es gut, schon an der Straße direkt vor dem Ort zu parken, die Kontrollstelle sieht man bereits, sie ist 100 m weiter.

Schikanen
Der Strecke zu folgen ist größtenteils einfach. Außer dem Abzweig zum ersten großen Checkpoint vor Korinth gibt es nur zwei Punkte, die besondere Beachtung erfordern.

Zwischen Anc. Nemea und Maladreni zweigt die Strecke sofort nach dem c/p 37 rechts auf einen Feldweg/unbefestigte Straße ab. Wer den Abzweig verpasst, landet auf der Autobahn.

Vor dem Sangas-Pass kann man der Strecke mit dem Auto nicht mehr folgen. Nach dem letzten c/p geht es direkt auf die Autobahn, durch den Tunnel unter dem Pass und nach einer Mautstelle zur ersten Ausfahrt "Nestani interchange" wieder raus. An der Ausfahrt selbst wieder, wie gehabt, kein Wort von Nestani. Dann rechts halten, der Beschilderung nach Nestani folgen, wo der nächste c/p ist, an dem geholfen werden darf.

Falls ihr euch doch verfahrt, keine Sorge. Anscheinend ist dieses Land voll von freundlichen Menschen, die selbst nachts gerne bereit sind, verirrte Fremde, die obendrein außer "Kalispéra!" kein Wort in der Landessprache hervorbringen, wieder auf den rechten Weg zu leiten.

Dabei haben
Wecker
Damit man unterwegs mal eine Stunde schlafen kann. Die 34h Läufer haben z.B. über den Sangas  zwei Stunden gebraucht, das reicht für eine gute Stunde Schlaf in Nestani.

Kissen
s.o.

Windjacke
Am c/p vor dem Sangas war es windig und sehr unwirtlich und mitten in der Nacht war es auch. Eine Windjacke wäre hier schön gewesen. Und später dann eine Regenjacke, aber solche Wetterbedingungen wie 2005 sind nicht normal.

Essen und trinken
Schließlich kann man ja den Läufern nicht ihre Sachen wegschnappen. In den Ortschaften sind bei den c/ps oft Bars – Kaffee! In Zevgolatio  ist der c/p direkt neben einer Bäckerei, in Tegea gibt es eine Bäckerei 50 m vom c/p. Ansonsten: vorher was einkaufen. Nachts gab's auch an den c/ps für müde Supporter auf höfliche Nachfrage Kaffee.

Läuferessen und -trinken
Es gibt  an vielen c/ps heißes Wasser für Tee, hier könnte man auch Instant-Haferflocken anrühren oder Kartoffelbrei, um aufgewühlte Mägen zu beruhigen. Und ich würde beim nächsten mal alkoholfreies Bier mitnehmen! So bleibt mir nur, im Namen meines Läufers den Binokelfreunden aus Reichenbach a. d. Fils für zwei Flaschen Bier zu danken!

Notizblock
Notierte Zeiten am c/p interessieren hinterher die Läufer und helfen dem supporter abzuschätzen, wann der eigene Läufer am nächsten c/p ankommen könnte. Siehe auch "Wecker" ;-)

Papiertaschentücher
braucht man selbst oder die Läufer. Mehrere Päckchen dabei zu haben, schadet also nicht.

Wäscheleine
Profitipp: Für’s Hotelzimmer oder auch für’s Auto.

Bei Regen
Eine Rolle Müllsäcke in XL wäre sicher begeistert angenommen worden, ein Schirm?, eine Regenjacke!

Schlafmöglichkeit für Läufer
Große c/ps haben Matratzen und Militärwolldecken in einem Zelt. Eine empfehlenswerte Möglichkeit für ein Nickerchen ist sicher der letzte c/p vor dem Sangas. Es ist mitten in der Nacht, 3 bis 4 Uhr wenn man nicht Jens Lukas heißt, und das folgende Wegstück ist happig.

Sparta
Unterkunft war hier im Hotel "Sparta Inn". Zum Hotel zitiere ich einen englischen Reiseführer: „There's nothing charming about the Hotel Sparta, whose muted color scheme is rather gloomy,“ Äh ja. :-) Dafür sind die Zimmer etwas größer als im "London". Das Hotel ist ganz in der Nähe des Ziels.

In Sparta der Laufstrecke folgend nach längerer Fahrt geradeaus rechts abbiegen, dann nicht wie die Strecke wieder rechts (der Schlussteil ist eh oft gesperrt, wenn gerade ein Läufer kommt) sondern besser weiter, die nächste Möglichkeit rechts (viele Einbahnstraßen in Sparta) und dann rechts in die nächste zweispurige Straße abbiegen (vorher kreuzen einige Einbahnstraßen). Gleich auf der rechten Seite ist das "Sparta Inn".

Siegerehrung in Sparta
War ziemlich kurz nach dem Lauf, noch am Samstagabend. Auf dem zentralen Platz ein paar Blocks südlich vom Hotel. Sehr feierlich mit olympischem Feuer, Siegertreppchen, hochgezogenen Flaggen und Nationalhymnen, die Athleten haben Ehrenplätze auf einer Bühne vor der Bühne, die Honoratioren der Stadt sind versammelt in Anzug und Krawatte. Wow!

Abschlussfeier in Athen
Fand dieses Jahr im Restaurant im Peace & Friendship Stadion „SEF“ statt. Der Wunsch der Orga nach Anzug und Krawatte wurde sehr unterschiedlich erfüllt, auch Trainingsanzüge und Shorts wurden gesichtet. Verleihung der Urkunden und Medaillen an alle Finisher gefolgt von einem sehr guten Menü.

Nix verstehn?
Viele Griechen konnten sehr gut englisch, viel besser, als ich das aus Italien (oder gar Frankreich) kenne. Außerdem sind sie sehr nett und hilfsbereit. :-)

Spartathlon!
Begeisterndes Erlebnis auf dem Rückweg: Am Auto waren noch die offiziellen Schilder, daraufhin wurde ich an den zwei Mautstellen mit einem Lächeln einfach durchgewinkt.

Fazit
Dies ist kein Landschaftslauf. Industrieanlagen, Unrat im Straßengraben, Standstreifen von Schnellstraßen prägen die Strecke. Das drumrum aber ist göttlich!

Strasse

Wer also einen Dummen ;-) findet, der sich den eher herben Charme der Strecke antut, sollte nicht zögern zu supporten! :-)
 
  © 2005 · Ute Pfaff · Emailemail senden