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15. Hohenneuffen-Berglauf
15. Juni 2003

HD 438? Nein, das ist kein Autokennzeichen aus der Kurpfalz. Es ist die Höhendifferenz beim Hohenneuffen-Berglauf.

Es gibt ja Leute, die finden 438 m Höhenunterschied bei einem Lauf nicht der Rede wert. Ich gehöre nicht zu denen. "Höhenmeter", das finde ich nur im Zusammenhang mit "Gefälle" nett. Wird die Neigung zur Steigung reagiere ich mit sofortiger Atemnot.

Schon zum 15. mal findet dieses Jahr der Beurener Hohenneuffen-Berglauf statt. Von Linsenhofen 9,3 km und, genau, 438 Höhenmeter hinauf zur Burg Hohenneuffen, diesem historischen Ort, oft als Wiege Baden-Württembergs apostrophiert.

Die Streckenbeschreibung zum Hohenneuffen-Berglauf lässt entsetzliches ahnen. Da ist von "knackiger Steigung" die Rede und von der "fast schon legendären Liftspur".

Ich bin mir sicher, die Bügel dieses Lifts sind im Sommer abmontiert. Ich melde mich an.

Nach einer heißen Woche sorgt ein Gewitter am Vorabend für Abkühlung. Zwar habe ich gerade zwei Wochen Hitzegewöhnung in Kalabrien hinter mir, trotzdem ist das hoch willkommen.

Startnummerausgabe und anschliessende Siegerehrung sind in Beuren. Die anderen Läufer unterhalten sich angeregt über allerlei Bergläufe. Schluck, wo bin ich gelandet??

In Beuren bleiben auch die Autos, die Läufer werden mit dem Bus nach Linsenhofen an den Start gebracht. Dort können kurz vor dem Start die Kleiderbeutel abgegeben werden, toller Service.

Ein älterer Läufer ist am Oberkörper nur mit einem Herzfrequenzmessgurt bekleidet. Zwei W50s neben mir regen sich darüber auf. "Die jungen Kerle, die haben leider alle was an, aber der alte Knacker mutet uns seinen Anblick zu!"

Ziemlich pünktlich um halb zehn fällt der Startschuß, ich habe mich sehr weit hinten einsortiert. Schon kurz nach dem Start geht es eine Steigung hoch, mit Power-Walking bin ich nicht langsamer als die Läufer um mich herum. Dann erst mal wieder eben und sogar ein wenig hinab in den Beurener Ortsteil Balzholz. In der Ortsmitte ist gut was los, nicht gerade Eppendorf aber immerhin! Jetzt kommt die zitierte‚ knackige Steigung der Schlossgasse. Ich gehe. Die Zeiten, als ich einen Lauf partout durchlaufen musste, um mich als Läuferin zu fühlen, sind lange vorbei ;-) Die um mich rum laufen. Sie sind nicht schneller als ich. Im Gegenteil. Ich überhole.

Dann wieder einen Kilometer eben bis fallend. Sehr erholsam. Leider gilt es die "verlorenen" Höhenmeter später wieder zu "gewinnen". Eine Getränkestelle bietet nochmal Erfrischung *zwei Becher Wasser über den Kopf schütt* bevor es dann wieder hinauf geht. Und wie!!

Wir keuchen an der Skihütte vorbei, dann in den Wald hinein, ah, jetzt also diese Liftspur. Liftspur?? Es ist ein steiler, schlammiger Trampelpfad im Wald!! Ich überhole zwei oder drei Leute. Oben angekommen wieder ein Kilometerschild. Erst km 5!!! Ich bin völlig außer Atem und hab doch erst gut die Hälfte! Es geht wieder halbwegs eben weiter. Im Wald ist es auch angenehm von den Temperaturen her und ich komme gut voran.

Aber natürlich, die übelste Steigung kommt noch, zuerst der Hauptweg auf den Hohenneuffen hinauf. Jetzt "läuft" keiner mehr. Alles geht. Ich hab dank der vielen Geherei noch Kraft und überhole mal wieder ein bisschen. Fast schon oben, darf die Läuferschar nochmal die Burg umrunden. Es geht wieder leicht bergab, das senkt den Schnitt und hebt die Stimmung. Aber klar, what goes down...

Finale, nochmal einen Trampelpfad hinauf dann die letzten 300 m (und 100 hm??) in die Burg.

„Auf, Ute!“ ruft es aus den Zuschauern. Meine Freundin Martina ist gekommen um mich anzufeuern.

Ja, auf, Ute! Stechschritt. Die gepflasterte Burgstraße. Ein Tunnel, keuch, um eine Ecke, schnauf, das Ziel? Nein, nochmal um eine Ecke, herrje ist die blöde Burg groß! Das ist keine Wiege hier, das ist ein Wehenzimmer! Auf den letzten Metern überholen mich noch zwei, ich hab dem nichts mehr entgegenzusetzen, noch ne Ecke – aaaaaaaaaaaaaaaaaah.

Zum Ritterschlag "unter 1 Stunde" hat es nicht gereicht. 1:01 für Startnummer 44. Ich bin zufrieden. Hmm, aber nächstes Jahr... ???

Gleich nach dem Ziel drückt mir ein Mädel ein Flasche in die Hand. Klasse, Wasser, denke ich. Pustekuchen, "Duschgel" steht drauf, Duschgel ist drin... Aber dann gibt es Früchtetee für die schwitzende Läuferschar und auch unser Gepäck ist da. Und zum Umziehen entledigen sich auch die jungen knackigen Kerle ihrer durchgeschwitzten Shirts ;-)
 
  © 2005 · Ute Pfaff · Emailemail senden